Wie kommen wir wieder zusammen an einen Tisch? Und was braucht eine Region, damit Menschen nicht nur bleiben – sondern sich einbringen, mitgestalten, sich verbunden fühlen?
Diese Fragen stehen im Zentrum unseres Projekts Stadt.Land.Kult(o)ur – demokraTISCH unterwegs. Es ist Teil des bundesweiten Förderprogramms Aller.Land – zusammen gestalten. Strukturen stärken.
Das Altenburger Land gehört zu den 95 ausgewählten Regionen in Deutschland, die in der Entwicklungsphase ihre Ideen für kulturelle Teilhabe im ländlichen Raum auf den Prüfstand stellen dürfen. Gemeinsam als Netzwerk von regionalen Gestaltern erkunden wir neue Wege, wie Beteiligung wieder spürbar werden kann – mit den Menschen, nicht über ihre Köpfe hinweg.
Unsere Überzeugung: Kultur ist mehr als Programm.
Wenn es gelingt, Kultur als gestaltenden Raum gesellschaftlicher Aushandlung zu etablieren, Beteiligung niedrigschwellig und ernsthaft zu ermöglichen und Dialoge zwischen Stadt und Land, Jung und Alt, Tradition und Zukunft zu moderieren, dann kann aus sozialer Trennung eine neue Form von Zugehörigkeit entstehen.
Unsere Idee: Kultur nicht nur zeigen – sondern teilen.
Im Altenburger Land existiert eine lange, tief verwurzelte Kultur des Spiels. Nicht als bloßer Zeitvertreib, sondern als soziale Praxis – eine Form, miteinander Regeln zu verhandeln, Nähe herzustellen und Differenz auszuhalten.
Diese regionale Spielkultur, überliefert durch das traditionsreiche Skatspiel, prägt bis heute das soziale Miteinander – und bietet ein hohes Anschlussmoment für kulturelle Formate, die nicht belehren, sondern einladen. Nicht vorschreiben, sondern öffnen.
Das Projekt Stadt.Land.Kult(o)ur – demokraTISCH unterwegs greift diese kulturelle DNA auf. Der Altenburger Tisch ist in diesem Sinne kein Möbelstück, sondern ein bewusst gesetzter sozialer Raum, in dem spielerische Kulturvermittlung, dialogische Formate und ästhetische Alltagserfahrungen zusammengeführt werden.
Er wirkt auf drei Ebenen
Als strukturelles Element:
Der Tisch ist mobil, niedrigschwellig, wiederholbar – und damit Teil einer dezentralen kulturellen Infrastruktur.
Als kulturelle Chiffre:
Er referenziert auf Alltagskultur, Gastfreundschaft und Gleichrangigkeit – ein demokratisches Symbol, das nicht auf Repräsentation, sondern auf Relation zielt.
Als soziales Kunstwerk:
Im Sinne Joseph Beuys’ ist der Tisch eine soziale Plastik – geformt durch die Menschen, die sich an ihm versammeln, zuhören, widersprechen, gestalten.
Das Spielerische ist dabei keine ästhetische Strategie, sondern ein zentraler Zugang zur kulturellen Teilhabe im ländlichen Raum. Es ermöglicht niedrigschwellige Interaktion, Ernsthaftigkeit ohne Schwere und die Anerkennung von Mehrdeutigkeit – allesamt zentrale Voraussetzungen für eine resiliente demokratische Kultur.
Die Verbindung von Sprache, Spiel und Tisch eröffnet neue narrative, räumliche und symbolische Potenziale für Kulturarbeit in Transformationsregionen. So wird aus einem Tisch ein Format. Aus einem Format eine Haltung. Und aus Haltung eine Infrastruktur.
Wir bringen mit dem Altenburger Tisch ein mobiles Beteiligungsformat dorthin, wo das Leben spielt: auf öffentliche Plätze, in Vereinsräume, Vierseithöfe, Jugendclubs. Dort, wo Menschen ohnehin zusammenkommen – und oft zu selten gehört werden.
Mit künstlerischen, spielerischen und kulturellen Aktionen machen wir bestehende Orte lebendig – und bauen neue Brücken zwischen Stadt und Land, Generationen und Perspektiven.
Unser Ziel: Eine Region, in der Beteiligung kein Schlagwort bleibt – sondern gelebter Alltag wird. Eine Gemeinschaft, die Herausforderungen nicht verdrängt – sondern miteinander verhandelt. Ein Prozess, der nicht endet, wenn die Förderung endet – sondern weiter wirkt.
Die Entwicklungsphase läuft bis Mitte 2025. Dann entscheidet eine Jury, welche Regionen in die Umsetzungsphase starten dürfen – mit bis zu 1,5 Millionen Euro Fördermitteln bis 2030.
Getragen wird das Projekt von der Erlebe was geht gGmbH in Kooperation mit der Stadt Altenburg sowie dem Landkreis Altenburger Land. Alle Akteure sind Ansprechparter:innen – für Fragen, Ideen, Mitmachwünsche und alles, was rund um dieses Projekt wachsen will.