Was alle angeht, können nur alle lösen.

Eine Halle voller Spruchbänder. Worte, die wachsen, sich über die Ziegelwände ziehen, sich verdichten. Zehn Fördernde auf der Bühne, die nicht verteidigen, sondern bekennen: Hier sind unsere Probleme. Helft uns.

 

So verläuft in Leipzig, in der Halle 14 der Baumwollspinnerei, der Werkraum Zukunft, der anders ist. Keine klassische Konferenz. Kein Podium. Kein „Wir da oben, ihr da unten“. Sondern eine Werkstatt. Ein Denkraum. Ein lebendiges Kunstwerk, das sich Stunde für Stunde weiterentwickelt.

 

 

„Was alle angeht, können nur alle lösen.“ Der Satz von Friedrich Dürrenmatt hängt an der Wand – und er wird hier mit Leben gefüllt.

 

Ein Prozess, der Haltung zeigt

Kettengespräche, Murmelrunden, Workshops, kollegiale Fallberatung. Formate, die Perspektiven öffnen. Besonders eindrücklich: Die Fördernden, die ihre eigenen Bruchstellen offenlegen. Und die Teilnehmenden, die diese Brüche nicht bewerten, sondern mit Ideen flicken. Ein Perspektivwechsel, der Vertrauen schafft – und den man in Förderlogiken selten erlebt.

 

An den Wänden entstehen Spruchbänder, die sich bis zum Ende der zwei Tage zu einem Empfehlungspapier verdichten. Kein loses Gerede, sondern klare Forderungen, politisch tragfähig.

Die Kernforderungen

🔹 Für Fördernde: Bürokratie abbauen. Menschen und Prozesse fördern. Vertrauen aufbauen. Mut zum Experiment. Langfristige Strukturen sichern.

🔹 Für Politik: Kultur als Grundversorgung begreifen. Kommunen Spielräume geben. Engagement strukturell absichern. Ministerien mit festen Ansprechpartner:innen für ländliche Räume ausstatten.

🔹 Für Wirtschaft: Unternehmen als Partner sehen, nicht als Geldautomaten. Verantwortung leben. Beziehungen aufbauen. Klein beginnen, gemeinsam wachsen.

 

Begegnen & Netzwerken

Neben den Forderungen bleiben die Begegnungen. Spannende Projekte aus Thüringen, ein bislang unbekanntes aus dem Altenburger Land. Das Kennenlernen weiterer Aller.Land-Initiativen. Gespräche mit dem Team, mit dem wir nun fünf Jahre gemeinsam gehen werden. 

 

Die Netzwerkmeile bot dafür den idealen Rahmen: Wir standen direkt bei unserem Bundesland, konnten uns dort gezielt vernetzen – und zugleich beim Schlendern über die Meile viele neue Projekte entdecken. Ein Marktplatz der Ideen, auf dem nicht nur Visitenkarten, sondern auch Pläne und Perspektiven ausgetauscht wurden.

 

 

Ein Modell für morgen

In Leipzig wurde Dürrenmatts Satz greifbar. Zwei Tage lang arbeiteten Menschen aus Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft und Wirtschaft auf Augenhöhe zusammen. Unterschiedliche Perspektiven verschränkten sich – und erzeugten Lösungen, die keine Expert:innenrunde allein hervorgebracht hätte.

 

So stelle ich mir gesellschaftliche Prozesse vor: nicht top-down, sondern partizipativ. Nicht abstrakt, sondern konkret. Nicht defensiv, sondern mutig.

 

Mehr als Verwaltung

Am Ende bleibt die Erkenntnis: Förderung ist nicht nur Geld. Förderung ist Haltung.

In Halle 14 wurde spürbar, was das bedeutet: Förderung kann Brücken bauen – zwischen Stadt und Land, Politik und Bürger:innen, Wirtschaft und Kultur. Wenn wir sie als gemeinsame Aufgabe begreifen, wird sie mehr als Verwaltung.

 

Dann wird sie zu dem, was wir in Zeiten des Wandels am meisten brauchen: ein Motor für Demokratie.

Eindrücke von Susann Seifert

Das Projekt "Stadt.Land.Kult(o)ur - demokraTISCH unterwegs" ist Teil des Programms Aller.Land - zusammen gestalten. Strukturen stärken. Dieses wird gefördert durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) sowie durch die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Programmpartner ist das Bundesministerium des Innern (BMI). Aller.Land ist Teil des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung und Regionale Wertschöpfung (BULEplus).