
Dobitschen. 470 Einwohner. Zwei Bushaltestellen. Und ein Wasserschloss, das mehr Geschichten erzählen könnte als alle Gemeinderatssitzungen der letzten zehn Jahre zusammen.
An diesem Sommerabend kommt etwas dazu, das hier nicht alltäglich ist: die Partner vom Altenburger Hofsalon, FACK e.V. und Yosephinum laden zur Tafelrunde ein.
Und dieser Einladung folgten Menschen aus der Gemeinde. Viele Menschen. 61, um genau zu sein. Manche mit Karohemd, manche mit Kinderwagen, einige mit klugen Fragen – alle mit einer Idee im Kopf, wie Dobitschen mehr sein kann als ein schöner Name auf dem Ortsschild.
Tafelrunde übrignes nicht, wegen Ritterromantik, sondern weil hier etwas Ungewöhnliches passiert: Menschen setzen sich zusammen, reden, denken laut, widersprechen sich, lachen. Und plötzlich entsteht etwas, das man nicht auf einem Flyer bewerben kann: Gemeinschaft.
Und nicht nur das: es entstand auch etwas Konkretes. In den Arbeitsgruppen, die nach dem gemeinsamen Essen im Schloss starteten, ging es nicht um „Man müsste mal“, sondern um „Lasst uns machen“.
Da war die Idee, das Schloss für kulturelle Veranstaltungen zu nutzen – mit Konzerten, Lesungen, vielleicht sogar einem Erzählcafé. Oder ein Gemeinschaftsladen mit Cafébetrieb – als
Treffpunkt, Versorgungsstützpunkt und sozialer Knoten. Bastelnachmittage für Kinder, kreative Workshops für alle Altersgruppen. Sogar die Einbindung von Handwerkern und Auszubildenden wurde
vorgeschlagen – zur Unterstützung der Restaurierung.
Die Ideen waren vielfältig – aber vor allem: machbar.
Und weil Worte alleine nicht reichen, gab es am Ende auch klare Handlungsempfehlungen: Netzwerke stärken, den Dialog zwischen Generationen weiterführen, das Engagement bündeln – und diese Tafelrunde nicht als einmaliges Event betrachten, sondern als Anfang.
Denn der Tisch hat etwas bewegt.
Nicht die Wände. Aber die Perspektiven.
Nicht die Steine. Aber die Gedanken.
Es wurde nicht nur geredet, sondern auch zugehört. Über Zukunft, über Tradition, über Toiletten mit barrierefreiem Zugang. Und über die Frage, wie man einen Ort lebendig hält, ohne ihn zur Eventkulisse zu machen.
Am Ende des Abends war das Schloss kein Denkmal mehr. Sondern Denkraum.